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Ist Afrika die Zukunft? Immer mehr junge Afro-Europäer wandern nach Afrika aus: Woran liegt es?


Europa: Einst das Ziel!


Als kleines Mädchen, kurz bevor ich im zarten Alter von 8 Jahren nach Deutschland gezogen bin, erinnere ich mich noch sehr gut daran, dass Europa als das „versprochene Land“ bzw. als der bessere Kontinent angesehen wurde. Denn hier sei – so hieß es damals, das Leben „einfacher“ und alles viel besser. Und dieses Bild von Europa als der „bessere Kontinent“, dicht hinter Amerika, welches immer noch als das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ betrachtet wird, wurde bis spät 2016 weiterhin aufrechterhalten. Vor allem, wenn man die Flüchtlingskrise der letzten Jahre in Betracht zieht und das Bild von Afrika, dass in den Medien verbreitet wird. Denn dort wurde und wird Afrika zum Teil bis heute noch als armes hilfloses „Land“ ohne wirkliche Infrastruktur, ohne Bildungssystem und ohne gute Wirtschaft, dargestellt – auch wenn Afrika tatsächlich immer noch ein Kontinent ist. Hinzu kommt, dass die Medien der Welt verkaufen, dass die Menschen in Afrika in Zelte wohnen, ohne Strom, ohne sauberes Wasser und Elefanten, Löwen und weitere Wildtiere im Hinterhof als Haustiere festhalten. Ja, das ist das Bild, dass europäische bzw. weltweite Medien von Afrika verbreitet haben und immer noch zum Teil verbreiten. Da ist es nicht verwunderlich, dass Europa dagegen als „the Place-to-be“ schlechthin angesehen und zum Ziel vieler Nicht-Europäer (insbesondere Afrikaner) wurde. Denn das Image von diesem Kontinent war bis vor einigen Jahren noch glattpoliert und fehlerfrei.


Nun haben wir 2020 und die Welt scheint seit circa vier, fünf Jahre eine neue Wende zu nehmen. Denn immer mehr Afro-Europäer – vor allem Afro-Engländer – siedeln nach (West-) Afrika um. Das interessante dabei ist, dass diese Wende zu einem Zeitpunkt kommt, in der ein Teil der vielseitigen afrikanischen Kultur endlich in Europa angekommen zu sein scheint. Fast überall hört und tanzt man mittlerweile zu dem afrikanischen Sound und Musikgenre „Afrobeats“. Viele Nicht-Afrikaner kleiden sich mit bunten afrikanischen Stoffen, die als Symbol der afrikanischen Mode und Geschichte gelten. Nicht zu vergessen die kulinarische afrikanische Küche. Man könnte also glatt meinen, ein winziger Teil der vielfältigen, umfangreichen und schönen Kultur Afrikas sei in Europa angekommen. Warum also nehmen sich trotzdem einige Afro-Europäer, die hier geboren und aufgewachsen sind gerade jetzt vor, nach Afrika umzusiedeln?


Adieu Europa! Goodbye UK!


Vor einigen Tagen habe ich mir eine Dokumentation über junge Erwachsene Afro-Briten, die Ihre „Heimat“ in Großbritannien nach dem Studium, nach der Ausbildung oder sogar nach ein, zwei Jahre in der Unternehmenswelt verlassen, um nach Afrika – vorzugsweise Westafrika – umzuziehen. Das interessante dabei war, dass die meisten nicht etwa in das Heimatland ihrer Eltern oder Großeltern zurückgezogen sind, sondern in ein anderes „wildfremdes“ westafrikanisches Land gezogen sind, um dort ein neues Leben anzufangen. „Sind sie verrückt?“ könnte man sich fragen. „Sie haben doch hier ein besseres Leben und eine bessere Zukunft als dort“ könnte man sich denken. Aber viele von Ihnen denken und sehen es umgekehrt.


Wieso Afrika?


Wie zuvor kurz erläutert, hat die Welt nur ein bestimmtes Bild Afrikas: Der ärmste Kontinent von allen; wenn in Wirklichkeit Afrika die reichste Konzentration an natürlichen Ressourcen wie Diamanten, Gold, Kupfer, Öl, Laubwälder, tropische Früchte, Bauxit, Lithium und vieles mehr besitzt. Ripleybelievers zur Folge werden bis zu 30% der Bodenschätze auf der Erde auf den afrikanischen Kontinent gefunden. Darüber hinaus verfügt der afrikanische Kontinent über weltweit die größten Edelmetallreserven auf der Erde. Nichtdestotrotz bleibt Afrika aufgrund von Korruption und Misswirtschaft in der Entwicklung zurück. Trotzdem lassen sich die Afro-Europäer nicht abschrecken und wagen den Schritt in ein neues Leben. Viele nutzen die Lage aus um Zeit, Geld, innovative Ideen in den jeweiligen Ländern zu investieren. Meist in Form eines Business, das dazu beitragen soll, langfristig etwas Positives zu bewirken.


Die ganze Idee und dieser Mut haben mich noch neugieriger gemacht und deshalb habe ich weiter recherchiert. Dabei habe ich zum einen festgestellt, dass auch ich einige jungen Afro-Europäer persönlich kenne, die entweder darüber nachdenken ebenfalls nach dem Studium bzw. nach ein bis zwei Jahre Berufserfahrung, ihre Koffer zu packen und nach Afrika umzusiedeln oder es bereits getan haben. Als ich nach einer Begründung für ihre Entscheidung fragte, lauteten einige Antworten wie folgt: „Es ganz einfach: Afrika ist die Zukunft!“ Zudem sagten Sie, dass selbst Europäer und Asiaten dieses schon längst verstanden haben. Nicht Umsonst verlagern beispielsweise Einige europäische Unternehmen die Produktion ihrer Güter nach Afrika oder asiatische Länder wie China kaufen ganze Landflächen ab, um ihre Geschäfte wie überall auf der Welt, auch dort zu verlagern. Ein weiter Punkt, den sie angesprochen haben, war, dass der afrikanische Markt und der Kontinent an sich offen für „neues“ ist und junge Menschen, die ihre Zeit, ihre Ideen und ihr Können in den jeweiligen Ländern investieren möchten, gerne willkommen sind. Auch die Befragten in der Doku teilten ähnliche Ansichten wie die meiner Bekannten.


Zudem kommt, dass man als dunkelhäutiger in Afrika nicht wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wird, sondern in erster Linie als Mensch betrachtet und respektiert wird. Das allein spreche schon für sich. Denn viele Afro-Europäer werden sehr oft aufgrund ihrer Hautfarbe in der Schule, in der Berufswelt oder allgemein in ihrem alltäglichen „europäischen“ Leben diskriminiert, benachteiligt, nicht ernst genommen und im schlimmsten Fall noch getötet. Zudem fügten meine Bekannten, dass man in Europa ganz egal, ob dort geboren oder zugewandert ist, nie „gut genug“ sein werde und deshalb nie zu hundert Prozent „akzeptiert“ wird. Man wird immer als der oder die „Schwarze“ referiert. In Afrika bist du als ursprünglicher Afro-Europäer nicht die oder der Schwarze. Du bist schlicht und einfach nur ein Mensch, dessen Hautfarbe keine Rolle spielt.


Checkliste!


Nachdem ich mir einige ihrer Argumente, die eine Umsiedlung nach Afrika befürworten, angehört habe, wollte ich nun wissen was die Voraussetzungen sind für eine erfolgreiche Umsiedlung. Denn wer in ein anderes Land oder wie im Falle vieler Afro-Europäer, auf einen anderen Kontinent zieht, hat vieles zu bedenken. Es ist wesentlich einfacher, wenn man jetzt zum Beispiel in das Heimatland seiner Eltern oder Großeltern zurückzieht wo noch Verwandte, die einem vor Ort helfen können. Aber wenn man in ein wildfremdes Land zieht, indem man vielleicht nur einmal Urlaub gemacht hat, wird es aufwendiger. Da ist nicht nur der Wille gefragt, sondern auch Organisationstalent. Im Folgenden werde ich eine Checkliste, der Dinge, die man vor und nach dem Umzug bedenken und erledigen sollte, in Stichpunkten bzw. kurze Sätze auflisten:


Vor der Umzugsplanung:

- Startkapital haben! Sprich, man sollte sich eine gewisse Summe an Geld angespart haben für alle Fälle.

- Das Zielland kennenlernen – d.h. recherchieren und die nötigen Informationen ansammeln!

- Wenn möglich vertrauenswürdige Kontakte knüpfen

- Idealerweise Job und Unterkunft haben (auch wenn dein Ziel es ist, später ein eigenes Business aufzubauen)

- Wichtige Dokumente Vorbereiten!!!

o Visum und Arbeitserlaubnis

o Reisepass und Personalausweis

o Führerschein (Wenn möglich)

o Beglaubigte Dokumente und Versicherungen

Umzug planen

- Ausmisten und vielleicht Umzugsunternehmen engagieren

- Zoll- und Einfuhrbestimmungen abklären

- Falls eine eigene Wohnung vorhanden ist, diese aufgeben oder verkaufen

- In das europäische Land, in welches als Afro-Europäer gelebt hast, abmelden

- Sämtliche Verträge kündigen!

Ankunft in das neue Zuhause

- Anmelden und Versicherungen abschließen

- Konto eröffnen

- Telefon und Internet besorgen


Wie man sehen kann, ist das kein Zuckerschlecken. So ein Umzug braucht viel Arbeit und kostet viel Zeit. Man muss sich also seine Sache sicher sein, einen kühlen Kopf bewahren und voll dahinterstehen. Für all die, die diesen Schritt wagen, wünsche ich viel Erfolg, Kraft, Durchhaltevermögen und gutes Gelingen.

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